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Ioannis

Ioannis

Griechenland

 

 

Mein Name ist Ioannis. Ich bin in Maintal geboren und aufgewachsen und fühle mich hier schon immer sehr wohl. Hier gibt es eine gute Gemeinschaft, man hält zusammen und achtet aufeinander. 

Meine Eltern stammen aus Griechenland. Meine Mutter kam bereits als Kind hierher, mein Vater mit 18 Jahren. 

 

Mit welcher Sprache bist Du aufgewachsen?

Bis ich in den Kindergarten kam, habe ich nur griechisch gesprochen. Deutsch habe ich erst im Kindergarten gelernt. Meine Eltern sprechen beide deutsch, meine Mutter sogar sehr gut. Trotzdem ist unsere Familiensprache bis heute griechisch und ich versuche auch mit meinem Sohn griechisch zu sprechen. Meine Mutter hat dafür gesorgt, dass mein Bruder und ich nach der Schule noch Griechischunterricht hatten. Damals hatte ich keine Lust darauf und habe gemeckert, aber heute bin ich froh, dass ich es gelernt habe. 

 

Wie war die Schulzeit für Dich?

Die Schule war in unserer Familie eine Selbstverständlichkeit und meine Mutter hat immer darauf geachtet, dass ich meine Hausaufgaben mache und für die Schule lerne. Inhaltlich hielt sich die Hilfe spätestens ab der weiterführenden Schule in Grenzen, da sie selbst nicht lange eine Schule besuchen und mir bald nicht mehr helfen konnte. Aber sie hat sich immer um die Schule gekümmert, ist zu Elternsprechtagen und Elternabenden gegangen und hat sich von meinen Lehrerinnen und Lehrern beraten lassen. Auf deren Meinung legte sie großen Wert und hat ihren Empfehlungen vertraut. 

 

Wie ging es nach der Grundschule für Dich weiter?

Nach der Grundschule kam ich auf Anraten meines Klassenlehrers auf die Otto-Hahn-Schule in Hanau, wo ich meinen Realschulabschluss gemacht habe. Ich wäre gerne mit meinen Freunden ins Albert-Einstein-Gymnasium gegangen, aber der Lehrer riet meiner Mutter davon ab. Sie folge seinem Rat und heute weiß ich, dass beide recht hatten. 

 

Und das Leben außerhalb der Schule? Was hat Dich interessiert?

Meine große Leidenschaft war Fußball. Lange Zeit habe ich selbst beim 1. FC Hochstadt gespielt und später dort die Jugendmannschaft trainiert. Leider kann ich heute aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr spielen, fühle mich dem Verein aber immer noch verbunden. Die alten freundschaftlichen Rivalitäten mit Spielern anderer Vereine leben auch heute immer wieder auf, wenn wir uns treffen. Das macht einfach Spaß. 

Überhaupt war ich viel mit Freunden und anderen Jugendlichen unterwegs. In Vereinen, beim Jugendaustausch in Maintals Partnerstadt Luisant, in den Streuobstwiesen und natürlich auf dem Bolzplatz. 

 

Was machst Du beruflich?

Nach der Schule habe ich eine Ausbildung zum Elektroinstallateur gemacht und arbeite heute in der Aufzugsbranche. Kurze Zeit war ich selbständig, aber das will ich nicht mehr und bin froh, heute in einer Firma zu arbeiten, in der ich mich wirklich wohl fühle.

 

Warst Du schon einmal für längere Zeit in Griechenland oder hast dort gelebt?

Nach meiner Ausbildung war ich für 6 Monate in Griechenland beim Militär. Ich hätte das nicht machen müssen, wollte aber gerne erleben, wie es ist. Das war eine interessante Zeit, aber ich habe mich dann doch entschieden, nach Deutschland zurückzukommen. 

 

Wo bist Du zu Hause?

In Hochstadt. Hier ist meine Heimat, das wurde mir sehr bewusst, als ich vom Militärdienst zurückkam. Obwohl ich bis heute nur die griechische Staatsbürgerschaft besitze, fühle ich mich als Deutscher und denke und träume auch auf Deutsch. Die deutsche Staatsbürgerschaft war mir einfach immer zu viel Papierkram und als EU-Bürger würde sich für mich nicht viel ändern.  

 

Lebst Du heute noch griechische Traditionen?

Ich bedaure, dass es in Maintal keinen griechischen Kulturverein mehr gibt, bzw. dass kaum noch etwas stattfindet. Wir, die zweite Generation, haben die Feste und Veranstaltungen immer als selbstverständlich angesehen und sind hingegangen oder auch nicht. Heute, wo die Generation unserer Eltern immer weniger organisieren kann, merken wir, dass wir es vermissen und wir wollen die Traditionen und kulturellen Veranstaltungen wiederaufleben lassen. Für uns, aber auch, um sie an unsere Kinder weiterzugeben. 

 

Hast Du schon mal negative Erfahrungen gemacht?

Abgesehen von ein paar dummen Witzen und unbedachten Äußerungen über Griechenland und „die Griechen“ während der Finanzkrise, habe ich eigentlich nie negative Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht. Auch als Kind hatte ich nie das Gefühl, nicht dazuzugehören oder anders zu sein. 

 

Welche Beziehung hast Du zu Griechenland?

Griechenland ist für mich mein liebstes Urlaubsland und ich fühle mich mit dem Land sehr verbunden. In Griechenland fühle ich mich vom ersten Tag an wohl, es ist, wie nach Hause zu kommen und von einem ganzen Land umarmt zu werden. Das Leben dort ist viel lässiger und entspannter, als in Deutschland und die Menschen in Griechenland nehmen das Leben viel lockerer. Vieles wir nicht so ernst gesehen, die Leute machen oft lange nichts und kriegen es am Ende doch noch hin. Trotzdem fühle ich mich als Deutscher, ich denke deutsch und bin hier zu Hause.