Bannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur Startseite
Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 
Flagge Griechenland

Sofia

 

Griechenland

 

Mein Name ist Sofia. Ich bin in Griechenland geboren und als ältestes von vier Kindern in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Uns Kindern ging es dort sehr gut. Meine Eltern hatten Tabakfelder, auf denen sie den ganzen Tag arbeiteten, doch der Ertrag reichte nicht zum Leben.  Deshalb gingen meine Eltern zum Arbeiten nach Deutschland als ich sieben Jahre alt war. Meinen Bruder und mich ließen sie bei meiner Oma zurück. Ich habe meine Oma sehr geliebt, deshalb fiel mir die Trennung von meinen Eltern nicht besonders schwer. 

Sofia
1

Schwierige Eingewöhnung in Deutschland

Ein Jahr später holten mich meine Eltern nach Deutschland, während mein Bruder in Griechenland blieb. Wir wohnten damals in Nordrhein-Westfalen in einer mittelgroßen Stadt, meine Eltern arbeiteten den ganzen Tag und da sie nicht sicher waren, ob wir nicht doch wieder nach Griechenland zurückkehren würden, ging ich nicht zur Schule, sondern blieb den ganzen Tag allein zu Hause. Ich weinte damals viel, hatte Heimweh und vermisste meine Familie. Manchmal holte mich die Vermieterin zu sich in die Nachbarwohnung, aber die Verständigung war schwierig, ich konnte kein Deutsch, sie kein Griechisch. Eines Tages kündigte sie meinen Eltern die Wohnung und schickte uns mitten in der Nacht aus dem Haus. Wir kamen bei meinem Onkel in Solingen unter, aber die Wohnverhältnisse waren sehr beengt. Dort wurde ich eingeschult und lernte endlich auch andere Kinder kennen. 

Hin und Her

Ein Jahr später wurden meine Eltern arbeitslos und beschlossen nach Griechenland zurückzukehren. Für sie war dieser Schritt sehr schwer, denn sie mussten wieder von vorne anfangen und wieder Tabak anbauen. Für mich war die Rückkehr nicht so schwer. Aber die wirtschaftliche Situation in Griechenland war immer noch schwierig und es fehlte uns an allem. 

Zwei Jahre später hatten meine Eltern erneut die Gelegenheit nach Deutschland zu gehen und nahmen mich wieder mit. Wir zogen nach Solingen in die Nähe von Verwandten und Bekannten in eine sehr kleine Wohnung. Eigentlich war die Wohnung gar nicht so klein, aber sie war aufgeteilt und wurde an drei Familien vermietet. Wir hatten kein Bad und die Toilette war draußen im Hof. Gebadet wurde in einer Wanne in der Küche. 

Das war wieder ein schwerer Neuanfang für mich. Wieder verstand ich nichts, ich hatte keine Freundinnen und schreckliches Heimweh. Inzwischen hatte ich noch einen Bruder bekommen, der aber bei der Großmutter geblieben war. Nach einem Jahr holten wir den älteren meiner Brüder nach. Inzwischen ging ich zur Schule, hatte Freundinnen gefunden und lebte mich langsam ein. Zum Glück gab es viele griechische Familien in der näheren Umgebung und in der Schule. 

2
3

Arbeiten

Nach meinem Schulabschluss begann ich in einer Messer- und Scherenfabrik zu arbeiten. Ich war 14 Jahre alt. Ich musste den ganzen Tag Scheren reinigen und verpacken. Vor dem ersten Tag war ich sehr aufgeregt und überredete meine Mutter mich zur Arbeit zu begleiten. Nach einigem Hin und Her versprach sie mit zu kommen. Sie war hochschwanger und musste nicht arbeiten. Doch in der Nacht vor meinem ersten Arbeitstag kam mein jüngster Bruder zur Welt und ich musste doch allein gehen. 

Endlich ging es mir gut. Auch wenn die Arbeit eintönig war, gefiel mir das Leben, das ich führte. Ich hatte Freudinnen und genoss das Leben. 

Neubeginn in Maintal

Mit 20 Jahren lernte ich durch Freunde einen jungen Mann kennen. Er kam auch aus Griechenland, wir verliebten uns und heirateten. Er arbeitete bei der Firma Höhl in Maintal und da er nicht nach Solingen ziehen wollte, was mein Wunsch war, zog ich zu ihm nach Maintal. In den nächsten Jahren kamen meine beiden Söhne zur Welt und ich blieb mit den Kindern tagsüber zu Hause. In den Abendstunden ging ich ab und zu putzen um das Familieneinkommen aufzubessern.

Durch die Kinder lernte ich im Kindergarten und in der Schule viele andere Frauen und Familien kennen. Viele dieser Kontakte bestehen bis heute, wir treffen uns immer noch gelegentlich auch wenn die Kinder längst erwachsen und selbst Eltern sind. 

Als die Kinder in die Schule kamen, begann ich ebenfalls bei der Firma Höhl zu arbeiten. Allerdings wollte ich nur halbtags arbeiten um für meine Kinder da zu sein. Andere Familien schickten ihre Kinder nach Griechenland um ganztags arbeiten zu können, doch das wollte ich nie. Stattdessen schickte ich sie zweimal in der Woche nachmittags zum Griechisch-Unterricht. Damals haben sie darüber gemeckert, heute sind sie dankbar dafür, dass sie zweisprachig aufwachsen konnten und Griechisch gut beherrschen. 

Als wir beide bei Höhl arbeitslos wurden erwies es sich als Glücksfall, dass mein Mann schon vorher an Wochenenden Taxi gefahren war. Nun stieg er dort voll ein und arbeitete bis zu seiner Pensionierung als Taxifahrer. 

4
5

Heimat

Solange wir noch enge Verwandte in Griechenland hatten und die Kinder klein waren, machten wir dort regelmäßig Urlaub. Heute lebt nur noch mein jüngster Bruder mit seiner Familie dort und wir fahren nur noch ab und zu auf eine der schönen Inseln. Bis auf ihn leben inzwischen alle meine Geschwister mit ihren Familien hier in Maintal und ich freue mich, sie alle um mich zu haben. 

Wo ich zu Hause bin? Ganz klar hier in Deutschland. Meine Eltern wollten eigentlich nur für ein paar Jahre zum Arbeiten nach Deutschland gehen, sind dann aber bis zur Rente geblieben. Ich wollte nie zurück. Griechenland ist ein schönes Land, ich komme von dort und habe Verbindungen dorthin. Aber zu Hause bin ich da, wo ich lebe und seit meiner Kindheit gelebt habe. Hier habe ich viele Freundinnen und Freunde in ganz Deutschland und vor allem in Maintal und die kommen sowohl aus Griechenland als auch aus Deutschland und aus ganz anderen Ländern. 

IntegreatKlima-BündnisKultur-Region Link zu Prävention und Sicherheit; Bild zeigt das Logo vom Projekt KompassExterner Link zur 115 - Ihrer Behördennummer - Wir lieben Fragen; Bild zeigt das Logo, welches aus einem Telefon und den Zahlen 115 besteht KfkFairtradeExterner Link zur Charta der Vielfalt; Maintal hat sie unterzeichnet; Bild zeigt das Logo, welches aus vielen bunten Punkten und Kreisen bestehtMaintal hat die Charta der Klima-Kommunen Hessen (Logo) unterzeichnet.Das Maintaler Gründerzentrum ist durch den Main-Kinzig-Kreis zertifiziert. Das Bild zeigt das Logo des Zertifikats.