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Flagge Italien

Antonina

 

Italien

 

Mein Name ist Antonina und ich komme aus Sizilien. Dort bin ich 1958 geboren und mit zwei älteren Schwestern aufgewachsen. Nach Deutschland kam ich, weil mein Mann das Geld für ein Auto verdienen wollte. Dann wollte er zurückkehren um wieder in Sizilien zu leben. So war die Planung vor 46 Jahren. 

 

Die wirtschaftliche Situation in Süditalien und Sizilien war in den 50er und 60er Jahren sehr schwierig. Es gab wenig Arbeit und keine soziale Absicherung. Da meine Eltern aufgrund verschiedener Probleme nicht in der Lage waren uns angemessen zu versorgen und zu betreuen, lebten wir Schwestern zeitweise in einem Kloster. Als dann viele Menschen zum Arbeiten nach Deutschland gingen, zog auch meine älteste Schwester, die bereits verheiratet war, nach Frankfurt. Als sie meine Eltern zu einem Besuch einlud, nutze mein Vater die Gelegenheit und blieb hier in Deutschland. Meine Mutter kehrte zu uns nach Sizilien zurück, aber sie litt unter der Trennung der Familie. Für sie galt: Die Familie wohnt zusammen, entweder alle in Sizilien oder alle in Deutschland. Die Wahl fiel schließlich auf Deutschland und wir zogen im März 1972 nach Frankfurt. 

Antonina
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Arbeiten in Deutschland

Deutschland fand ich anfangs sehr kalt und dunkel. Ich vermisste die Sonne und die Weite Siziliens. Außerdem lebten wir sehr beengt in einer kleinen Wohnung mit meinen Eltern, weitere Verwandte wohnten im gleichen Haus. Mit Hilfe eines deutsch-italienischen Ehepaares fanden wir diese Wohnung und meine Mutter bald auch Arbeit. Auch ich wollte Geld verdienen und begann gegen Bezahlung auf die Kinder von Bekannten und auf meine Nichte aufzupassen. Heute bedauere ich es sehr, dass ich damals nicht weiter zur Schule gegangen bin und so nie richtig Deutsch gelernt habe. 

Wir hatten viele Kontakte, aber hauptsächlich zur Familie und zu italienischen Freunden. Über diese Kontakte kam ich an eine Stelle in einem katholischen Kindergarten in der Bockenheimer Anlage in Frankfurt, wo ich als pädagogische Hilfskraft eingestellt wurde. Meine Aufgabe war es, morgens aufzuschließen und gemeinsam mit zwei Nonnen die Kinder zu betreuen. Viel Spaß machten mir die Kurse, die am Nachmittag in der Kita angeboten wurden. Dort lernte ich nähen und Gitarre spielen. 

 

 

Zurück nach Sizilien und wieder nach Deutschland

Im Sommer 1977 machten wir Urlaub in Sizilien und ich lernte einen jungen Mann kennen, in den ich mich sofort verliebte. Mein Vater war strikt gegen diese Verbindung und verbot mir den Kontakt. Also sind wir zusammen durchgebrannt, was uns die Erlaubnis zur Heirat auch gegen den Widerstand meines Vaters brachte. Ich blieb bei meinem Mann in Italien und brachte ein Jahr später unseren Sohn zur Welt. Aber die Situation blieb angespannt. Arbeit war schwer zu finden, wir hatten keine Krankenversicherung und immer wieder Geldsorgen. Auch meine persönliche Lebenssituation in der Familie meiner Schwiegereltern war nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte und so zogen wir mit unserem kleinen Sohn nach Deutschland und lebten wieder mit meinen Eltern und den Familien meiner Schwestern unter einem Dach. Nach langer Wohnungssuche fanden wir endlich eine Wohnung und ich fing wieder an zu arbeiten bis 1982 unsere Tochter zur Welt kam. 

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Umzug nach Maintal

Da mein Mann nach einigen Jobs 1982 bei der Post anfing, bewarben wir uns um eine Wohnung für Postbedienstete und bekamen tatsächlich 1984 eine Wohnung in der Schillerstraße in Maintal-Bischofsheim. 

Die Kinder wurden größer, gingen zur Schule und ich fand Freunde in Bischofsheim. Als die Kinder aus dem Gröbsten raus waren, fing ich wieder an halbtags zu arbeiten, diesmal als Verkäuferin in einem Schuhgeschäft.

Auch wenn es nicht immer einfach war und wir uns gegen die Tricksereien des Hausmeisterehepaares und der Nachbarn wehren mussten, fühlten wir uns in Bischofsheim wohl und wollten gerne hierbleiben. So kauften wir 1998 eine Eigentumswohnung in der Nähe, in der wir weitere 16 Jahre lebten. Diese Wohnung haben wir in Eigenarbeit renoviert, gefliest und umgebaut. Unser bisher letzter Umzug war vor 7 Jahren nach Bad Soden-Salmünster in ein gemeinsames Haus mit unserer Tochter, die hier in der Nähe arbeitet.

 

Meine Kinder sind mein ganzer Stolz

Auf meine Kinder bin ich sehr stolz. Beide haben Abitur gemacht und studiert. Mein Sohn hat drei Jahre bei Eintracht Frankfurt in der B- und C-Jugend sehr erfolgreich Fußball gespielt. Damit das alles möglich war, musste ich mich manchmal sehr durchsetzen. Zum Beispiel bekam mein Sohn keine Gymnasialempfehlung, obwohl er in der Grundschule gute Noten hatte. Mit Hilfe des italienischen Konsulats habe ich mich dagegen gewehrt und tatsächlich konnte er das Gymnasium besuchen.

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Durchsetzen im Alltag

Mit meinen Deutschkenntnissen komme ich im Alltag gut zurecht, aber bei Arztbesuchen und offiziellen Behördengängen bin ich immer noch unsicher. Elternabende oder Elternsprechtage waren immer eine Herausforderung für mich. Ich bin zwar immer hingegangen, habe aber nur einen Teil verstanden. Am nächsten Tag habe ich meine Kinder gebeten bei der Elternvertretung anzurufen und nachzufragen, was besprochen wurde. Sie mussten es mir dann übersetzen. Telefonate habe ich gelegentlich aufgenommen und mir von den Kindern erklären lassen. Zermürbend waren, vor allem in den Anfangsjahren, die Kontakte mit der Ausländerbehörde. Lange Schlangen, an denen man anstehen musste und immer wieder befristete Aufenthaltsgenehmigungen. Zum Glück bekam mein Mann als Angestellter bei der Deutschen Post bald einen unbefristeten Aufenthalt. 

 

 

Heimat

Warum wir in Deutschland geblieben sind? Mein Mann würde gerne zurückgehen, er will nicht in Deutschland sterben. Aber ich habe hier meine Kinder und Enkelkinder, die würde ich sehr vermissen. Außerdem habe ich hier Sicherheit und eine gute soziale und finanzielle Absicherung. Ich mache gerne in Sizilien Urlaub, genieße die Sonne und den Strand, aber ich lebe seit 52 Jahren in Deutschland – das ist mein Zuhause. 

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IntegreatKlima-BündnisKultur-Region Link zu Prävention und Sicherheit; Bild zeigt das Logo vom Projekt KompassExterner Link zur 115 - Ihrer Behördennummer - Wir lieben Fragen; Bild zeigt das Logo, welches aus einem Telefon und den Zahlen 115 besteht KfkFairtradeExterner Link zur Charta der Vielfalt; Maintal hat sie unterzeichnet; Bild zeigt das Logo, welches aus vielen bunten Punkten und Kreisen bestehtMaintal hat die Charta der Klima-Kommunen Hessen (Logo) unterzeichnet.Das Maintaler Gründerzentrum ist durch den Main-Kinzig-Kreis zertifiziert. Das Bild zeigt das Logo des Zertifikats.